
Vor ein paar Wochen hatte Tangi ein dickes Bein. Das Zehengelenk hinten links war angeschwollen. Dem entsprechend bin ich erstmal zu nur spazieren gehen, kühlen und einschmieren, übergegangen. Dass Tangi nach vier Tagen beschlossen hat, dass es ihm jetzt zu langweilig wird, hatte zufolge, dass ich langsam wieder mit Longieren und Handarbeit angefangen habe. Nach diesen 1,5 Wochen machen Tangi und ich auch wieder bei den Reitstunden mit. Die ersten zwei Tage haben wir von Philippe eine Einzelstunde in der Handarbeit bekommen. Danach bin ich wieder geritten. Wir trainieren gerade nur im Schritt und Trab und vermeiden den Galopp. Dazu kommt auch, dass Philippe uns ein neues Gebiss gegeben hat, ein sehr dickes einfach gebrochenes Gebiss.
In der Zeit, in der ich Tangi nicht geritten bin, durfte ich ab und zu Ben reiten. Bea hat mir Unterricht gegeben und ich habe wieder sehr viel über mich selbst gelernt. Ich habe auch wieder andere Herangehensweisen zu verschiedenen Themen oder Übungen erlernt.
Anschließend ist Philippe Karl erneut zu seinen Kursen aufgebrochen, doch Bea ist geblieben. Aus diesem Grund hatten wir die letzten Wochen Reitstunde bei Bea. Es ist sehr interessant einen zweiten Blick und noch weitere Ideen zu bekommen, wenn eine andere Person Unterricht gibt. Auf eine sehr spielerische Art und Weise schafft Bea es den nächsten schwierigen Schritt zu machen oder ein Problem zu lösen. Beas Stunden sind mit deutlich mehr Theorie gefüllt als die von Philippe. Sie erklärt immer, was man in dieser Situation jetzt macht und auch was die anderen Optionen wären. Z.B. bei einem anderen Pferdetyp oder einem anderen Problem in der gleichen Übung oder auch einfach einen anderen Weg, um dieses Problem zu lösen. Ich nehme an, dass es daran lag dass uns in diesem Fall die gleiche Muttersprache zu gute kam. Mir hat es zumindest sehr gefallen und auch gut getan mehr Theorie zu lernen.
Tangis und meine Stunde waren sehr geprägt von der lateralen Balance, also der Schulterverschiebung und den Seitengängen. Im Trab üben wir noch sehr konzentriert an der Ausführung der Seitengänge. Im Schritt sind wir schon etwas eingespielter und versuchen es nun leichter zu gestalten. Aus diesem Grund hat Sie mir einmal meine Beine "weggenommen". Sie hat mir bewiesen wie anstrengend es für mich, ist zu treiben wenn Tangi alles ganz entspannt nur über Gewichtshilfen macht. Daraus hat sich unser Reitstunden-Abschluss-Ritual gebildet: die letzten paar Minuten bestehen daraus Tangi in einer entspannten Halsposition im Trab locker laufen zulassen und ihn nur über Gewicht und minimales Bein zu lenken. Wenn eine Übung gut geklappt hat in der Stunde, probieren wir diese in den letzten paar Minuten auch aus und schauen ob es funktioniert. Ich bin immer wieder beeindruckt und begeistert davon, wie gut die Lektionen funktionieren.
Eine Reitstunde ist mir sehr im Gedächtnis geblieben und hat mich wahnsinnig zum Nachdenken gebracht. Die Stunde fing an mit den Fragen: "Wieso reiten wir Zirkel? Für was ist der Zirkel gut und was ist ein korrekter Zirkel?". Um mein Erleben mal erwähnt zu haben: einen korrekten Zirkel zu reiten ist echt schwer. Bea hat sich in der Stunde in die Mitte eines Zirkels gestellt und hatte eine Longe in der Hand und am anderen Ende der Longe waren Tangi und ich. Dann hat sie mich einen Zirkel reiten lassen und die Longe war mein Radius. Als wir es dann nach vielen Versuchen einigermaßen geschafft hatten einen korrekten Zirkel zu reiten, kamen die Seitengänge dazu. Das Thema Zirkel hat sich für mich als viel komplexer herausgestellt als ich zuvor immer gedacht habe.
Als es dann ein paar Tage auch noch so stark geregnet hatte, dass die Stunde auf dem Platz nicht möglich war, sind wir alle gemeinsam Auseiten gegangen. Das ganze inklusive Theorie, kleine Übungen auf dem Weg und Gelassenheitstraining ;)