23 June 2024

Kahu

Im Hawaii bezeichnet man sich nicht als Besitzer eines Haustieres, sondern als ihr Kahu. Dies bedeutet übersetzt soviel wie Begleiter, Beschützer oder Wächter.

KAHU– kommt aus dem Hawaiianischen. Kahu hat viele Bedeutungen. Unter anderem Wächter, Beschützer, Betreuer, geliebter Begleiter. Im Grunde jemand, der mit der Bewahrung von etwas oder jemandem wertvollen betraut ist, etwas Geschätztem.

Schon immer fand ich, dass dieses Wort am besten beschreibt, was wir Menschen für unsere Tiere sein sollten. Ich hatte immer viel Mühe damit, mich als ihr «Besitzer» zu bezeichnen. Denn ich habe mich nie gefühlt, als würde ich sie besitzen und das wollte ich auch nicht. Ich habe dieses miteinander immer mehr als eine Freundschaft und einander begleiten gesehen.
In letzter Zeit wurden mir gefühlt im Verhältnis zwei Fragen sehr oft gestellt. Alle in unterschiedlichen Kontexten, aber so oft, dass es mir aufgefallen ist. Also habe ich begonnen, darüber mehr nachzudenken.

1: Was ist das eigentlich zwischen dir und den Tieren? Was bist du da? Chefin, Besitzer, bester Freund, Mutter?

2: Was machst du da eigentlich mit den Tieren? Bist du ein Pferdeflüsterer?

Ja genau … da denkt man doch erstmal ganz schön nach. Was bin ich eigentlich? Weil irgendwie bin ich davon vieles. Ich bin bester Freund, Kollege, auch eine umsorgende Mutter, wenn es das mal braucht, und genau so bin ich auch mal Chefin, wenn das nötig ist.
Und dann stellte sich mir daraus die Frage – WAS möchte ICH für meine Tiere sein. JA, ich möchte guter Freund sein, mit dem man Freude und Spaß an gemeinsamen Sachen hat, mit dem man toben, aber auch entspannen kann und weiß, dass man sich immer auf ihn verlassen kann. Und in so einem Fall ist klar, das beruht auf Gegenseitigkeit. Ich möchte aber auch auf sie aufpassen und sie beschützen, weil ich das auch als Teil meiner Verantwortung sehe.
Also am Ende komme ich wieder zurück auf Kahu und fühle mich auch sehr wohl mit dieser Beschreibung.

Zu der anderen Frage muss ich etwas ausholen. Beim Unterrichten und Arbeiten mit den Pferden, kam ein Mädchen und fragte mich, was ich denn da mache und woher ich weiß, was ich der Person sagen soll, bzw. warum es danach immer besser aussieht als davor. Ich habe ihr angefangen zu erklären, dass es wichtig ist auf seine eigene Kommunikation zu achten und dass das Pferd daraufhin auch besser versteht, was es tun soll. Ihre Antwort darauf war, aha also bist du ein Pferdeflüsterer. Ohne viel darüber nachzudenken habe ich gesagt, Nein, das bin ich nicht. Ich höre den Pferden nur gut zu. Daraufhin schaute mich das Mädchen mit einem Grinsen im Gesicht an und beobachtete uns noch eine Weile. Erst einige Tage später, als ich diese Geschichte einer Freundin erzählte, wurde mir erst viel Klarer, was genau ich da eigentlich zu dem Mädchen gesagt habe. Doch im Nachhinein bin ich fast noch beeindruckter von meiner Antwort und stehe auch zu 1000 % hinter dieser Antwort als in dem Moment, in dem ich sie ausgesprochen habe. Ich habe dann eine Weile noch über diese Frage nachgedacht, vor allem als so ähnliche Fragen nochmals aufgetaucht sind. Doch ich bleibe bei meiner Antwort. Ich höre den Tieren zu und versuche, das dann für Menschen verständlich zu übersetzen.

Spannend ist doch, wie sehr mich diese Fragen in letzter Zeit beschäftigt haben. Ich bin die Kahu meiner Tiere und höre ihnen zu.
Na, wie beantwortet ihr diese Fragen?